Waghäusels Wahrzeichen wird fallen

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Die Würfel sind gefallen und die Zuckersilos werden ihnen folgen. Bereits im vergangenen Jahr hat der Waghäuseler Gemeinderat endgültig grünes Licht für den Abriss der beiden Industrie-Kolosse gegeben.  Anfang 2020 rücken die Abrissbagger an und machen das von weitem sichtbare Wahrzeichen der großen Kreisstadt dem Erdboden gleich. Dies hat nun erneut die Kulturbeauftragte der Stadt Waghäusel Antje Gillich gegenüber der Zeitung Mannheimer Morgen bestätigt. Einstimmig wurde die Entscheidung allerdings nicht getroffen – drei Räte stimmten dagegen, drei weitere enthielten sich bei der Abstimmung im Waghäuseler Ratssaal.

Ursprünglicher Beitrag vom Januar 2018

Oberbürgermeister will Bürgerbefragung

Für Waghäusel gehören Sie seit langer Zeit zum gewohnten Stadtbild, Ortsfremde jedoch staunen nicht schlecht wenn Sie die hässlichen, grauen Giganten direkt neben dem wunderschönen Barock-Jagdschloss Eremitage aufragen sehen. Doch diese unrühmliche Skyline der großen Kreisstadt könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Ursprünglich hatte sich der Gemeinderat vor rund drei Jahren mit einer knappen Mehrheit für den Abriss der hohlen Kolosse ausgesprochen. Zwei Millionen Euro sollte es kosten die beiden 50 Meter hohen Relikte vergangener Tage dem Erdboden gleichzumachen. Lange Zeit stand im Gespräch die Silos durch andere Formen der Nutzung wiederzubeleben, doch jedes Konzept scheiterte an fehlenden Investoren. Eigentlich hätten die beiden Mammut-Bauten schon längst fallen sollen, doch bestehende Verträge mit Mobilfunkbetreibern die ihre Antennenanlagen auf den Turmdächern installiert haben, verhinderten bisher die Umsetzung. Nachdem innerhalb der Bürgerschaft immer wieder Protest gegen den Abriss aufkam, favorisiert Oberbürgermeister Walter Heiler nun eine Bürgerbefragung zur Zukunft der grauen Giganten. Wie diese genau ablaufen soll, ist bisher noch unklar.

Waghäusel und der Zucker gehören schon seit geraumer Zeit zusammen. Die Fabrik auf dem Gelände der Eremitage wurde bereits im Jahr 1838 eröffnet. Die Stadt war fortan Sitz der „Badischen Gesellschaft für Zuckerfabrikation“. 1870 erhielt die Zuckerfabrik einen dringend benötigten direkten Bahnanschluss an die Rheinbahn. Dieser sorgte für einen erneuten Wirtschaftsboom in Waghäusel. In den folgenden Jahren wurde die Zuckerfabik der grösste Arbeitgeber in Nordbaden. Waghäusel war so stolz auf seine Zuckerfabrik, dass sogar von 1930 bis 1975 die Gemeinde ein Wappen, dass dem Firmenzeichen der Zuckerfabrik nachempfunden war trug.

Ab 1987 ging es dann wieder bergabwärts. 1994 beschloss der Aufsichtsrat der „Südzucker AG” die Fabrik in Waghäusel stillzulegen. Nach 158 Jahren wurde die Zuckerfabrik Waghäusel somit schließlich wieder geschlossen. 1997 kaufte die Stadt das Areal zum symbolischen Preis von einer Deutschen Mark. Der Abriss der Silos wäre nun der endgültige Schlussstrich der Waghäuseler Zucker-Ära.

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